Journalismus unter Druck:

Was sind die Gefahren für den Journalismus? Gibt es bald keinen professionellen Journalismus mehr? Alles gratis oder was – was ist der Preis der Gratiskultur im Journalismus? Wie kann guter Journalismus finanziert werden? Journalist:in oder Influencer:in? Warum werden Journalist:innen verfolgt?

von

Jens Lucht

Dr. Jens Lucht ist Leiter des Departments Wissensvermittlung am fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und  Gesellschaft/Universität Zürich. Er ist Dozent am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung/UZH, am Soziologischen Institut/UZH und an der Weiterbildungsstelle der UZH. Web: www.foeg.uzh.ch

und

Noëmi Barz

Noëmi Barz arbeitet als Hilfswissenschaftlerin am fög – Forschungszentrum für Öffentlichkeit und Gesellschaft. Sie hat Kommunikationswissenschaften und Deutsche Literatur studiert und hat nebenbei Erfahrungen im Lokaljournalismus und in der Onlinekommunikation gesammelt. Zurzeit macht sie ihren Master in Empirischen Kulturwissenschaften an der Universität Zürich.

Alles gratis oder was?

»Kostenlose News aus dem Internet sind für Jung und Alt eine Selbstverständlichkeit geworden« steht im »Jahrbuch Qualität der Medien Schweiz«. Findet Ihr das auch? Zahlt Ihr für Medien, News oder Informationen? Wahrscheinlich nicht, denn 2022 haben in der Schweiz nur 18 % der Mediennutzer:innen angegeben, für Onlinenews bezahlt zu haben, in Deutschland und Österreich waren es jeweils 14 %.

Wenn man die Menschen fragt, warum sie eigentlich nichts zahlen wollen, wird gesagt, dass viele Medien oder das Medium, das man am liebsten anschaut, sowieso gratis zur Verfügung stehen. Aber es gibt auch andere Gründe, die Ihr auf folgendem Schaubild sehen könnt:

Darstellung: Warum wird für Onlinenews kein Geld ausgegeben?

Journalismus unter Druck

Quelle: JB 17 S. 33; Mehrfachnennungen waren möglich

Neben den wichtigsten Gründen, nämlich, dass die Newsmedien häufig gratis sind, geben die Nutzer:innen auch an, dass ihre bevorzugten News gar nicht online sind, sie also eher Zeitungen, TV oder Radio nutzen (3. Platz) oder sie die Onlinenews gar nicht besonders gut finden (»Sind es nicht wert, dafür zu bezahlen«). Auch sagen einige, dass sie es sich nicht leisten können, für News oder Infos im Netz zu bezahlen.

Was sind Eure Gründe, nichts für Infos im Netz zu bezahlen? Oder bezahlt Ihr für Onlinenews bzw. andere Informationen? Findet Ihr Euch in der Tabelle wieder?

Gratis?

Was heißt eigentlich gratis im Medienbereich? Sicher, man muss vielleicht kein Geld für Onlinebeiträge oder z. B. ein YouTube-Video bezahlen. Aber zahlen wir dann vielleicht mit etwas anderem?

Ja, mit unserer Aufmerksamkeit und mit unseren Daten. Denn die Unternehmen, die uns Gratisangebote im Medien- und Informationsbereich zur Verfügung stellen, tun dies nicht, weil sie so nett oder menschenfreundlich sind. Sie wollen vor allem Geld verdienen.

Gratis macht Geld. Viel Geld

Womit sie Geld verdienen, zeigen folgende Zahlen. Der Konzern Alphabet, dem Google und YouTube gehören, machte 2022 einen Umsatz von gigantischen 283 Milliarden Dollar (Quelle: statista.com). Davon waren der größte Teil Suchmaschinen- und Werbeeinnahmen, wozu gerade auch YouTube beiträgt. Das heißt, man versucht über unsere Daten möglichst zielgenaue Inhalte zu produzieren, die uns gefallen, um uns dazu zu bringen, die dazugehörige Werbung anzuschauen.

Also: Gratis ist nicht gratis. Ich bezahle nicht mit Geld, aber mit meinen Daten, meiner Zeit und Aufmerksamkeit, indem ich Werbung anschaue. Auch professionelle Informationsmedien machen Werbung. Sie müssen aber darüber hinaus häufig auch noch Geld verlangen, weil es wesentlich aufwendiger ist, Informationen zu recherchieren und zu verbreiten als sich einfach vor eine Kamera zu stellen und etwas zu erzählen.

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»Journalismus sollte kostenlos sein« (19.01.16) Video: 03:45

Die Branche sucht seit Jahren händeringend nach Geschäftsmodellen, bei denen Menschen für Journalismus wieder zahlen wollen. Doch manche jungen Leute fragen sich, »ob man sich das wirklich leisten möchte«.

Video abspielen

Im Beitrag des BR von 2016 kommen Jugendliche und Medienschaffende zu Wort. Sie äußern sich zur Frage, wie Medien (vor allem online) sich noch finanzieren sollen. Der Beitrag ist einige Jahre alt (2016). Wie seht ihr das heute? Habt ihr die gleiche Meinung wie die jungen Menschen im Video?

Quelle
Titel
Hintergründe
Schwierigkeit
Logo SRF
Medienhäuser stehen vor Herausforderungen
Trotz Bezahlschranken für digitale Inhalte nutzen viele Leser Online-Inhalte noch immer gratis. Oftmals werden Kosten umgangen, indem Login-Daten für Digitalabos weitergegeben werden (29.04.2019) Video: 02:07
Logo MDR
Warum muss ich für etwas zahlen, was ich gar nicht nutze?
Was haben Fernstrassen mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu tun? Beide werden von uns allen gemeinsam finanziert aber von jedem Einzelnen ganz unterschiedlich genutzt. (01.09.2021) Video: 02:06
Logo MDR
Wie sich der Lokaljournalismus finanziert
Früher waren Werbeeinnahmen die Haupteinnahmequelle der Zeitungen und viel wichtiger als der Verkauf an Leserinnen und Leser. Heute hat sich das radikal verändert. Und online wird längst noch nicht genug verdient. (01.09.2021) Video: 01:21
Logo Der Standard
Transparenzblog: So sind wir – wie wir unseren Journalismus finanzieren
STANDARD Vorstand Alexander Mitteräcker über Erlösmodelle und die Verflechtung von Politik und Medienmarkt. (22.11.2022)

Angebote für die Auseinandersetzung

Ihr könnt eines oder mehrere dieser Angebote wählen. Eine bestimmte Reihenfolge muss nicht eingehalten werden. Die beschriebenen Schritte zum Vorgehen sind Vorschläge. (Er)Findet auch eigene Wege für das Lernen von- und miteinander!

Wer zahlt denn heute noch für Journalismus? Mit einer kleinen Umfrage gehen wir der Sache auf den Grund!

Einzelarbeit

Bevor ihr mit der Umfrage loslegt, stell dir selber die Fragen, die du im nächsten Schritt anderen stellen wirst. Hast du oder jemand bei dir Zuhause dieses Jahr schon einmal für Journalismus bezahlt? Geschieht das regelmäßig? Und kannst du dafür einen Grund oder mehrere Gründe nennen?

Kooperation

Schliesse dich mit jemand anderem aus der Klasse zusammen. Zu zweit bildet ihr nun ein Umfrage-Team! Nehmt euch Stifte und einen Umfragebogen und dann kann es losgehen. Sucht euch an eurer Schule, auf dem Pausenhof oder im Quartier zwei Gesprächspartner:innen, die an der Umfrage teilnehmen möchten. Notiert euch die Antworten der Person auf dem Umfragebogen . Tipp: Besonders interessant wird es, wenn eure Gesprächspartner:innen unterschiedlich alt oder aus unterschiedlichen Klassen sind!

Austausch im Plenum

Wenn alle ihre Umfragen durchgeführt haben, trefft ihr euch wieder im Klassenzimmer.

Geht nun im Kreis herum, sodass jede Schülerin und jeder Schüler die Resultate von einer Umfrage zusammenfassen kann. Fallen euch dabei Regelmäßigkeiten oder Unterschiede auf?

Austausch im Plenum

Ihr könnt euch auch in Gruppen aufteilen und so eure Resultate vergleichen – zum Beispiel gehen alle, deren Interviewpartner:innen jünger als 20 Jahre alt waren in eine Ecke, alle anderen in eine andere Ecke. Oder alle, die konkrete Gründe für das Bezahlen/Nicht-Bezahlen genannt haben gehen in eine Ecke, die anderen in die andere. Fallen euch noch mehr Kategorien ein?

Wie können private Medienhäuser denn konkret ihr Geld verdienen? Und warum haben viele Medienhäuser Schwierigkeiten, den Journalismus zu finanzieren? Linards Udris vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) kann es euch .

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Einzelarbeit

Bildet Vierergruppen und sprecht euch ab, welche zwei Personen sich das erste, welche zwei das zweite Video anschauen. Sieh dein Video genau durch und analysiere es mithilfe der Fragen auf dem Gruppenpuzzle-Arbeitsblatt .

Kooperation

Du bildest nun mit derjenigen Person aus eurer Gruppe, die das gleiche Video ausgewählt hat, ein Expert:innenteam. Ihr vergleicht eure Ergebnisse, korrigiert und ergänzt einander und vervollständigt eure Notizen. Ihr legt auch gemeinsam fest, welches die wichtigen Informationen für den nächsten Schritt sein könnten und wer von euch welche Information präsentiert.

Austausch im Plenum

Nun trefft ihr euch alle wieder in eurer Vierergruppe. Jetzt geht es darum, dass die beiden Expert:innenteams sich gegenseitig ihr Wissen vorstellen, erläutern und Fragen beantworten. Anschließend wird gewechselt. Wenn ihr danach noch Zeit übrighabt, könnt ihr zur kleinen Gruppendiskussion übergehen.

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