»Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Fantasie.«
James Daniel

Leseclubs:

Wer das Lesen fördert, fördert das Lernen. Und hat als Lesevorbild zudem einen entscheidenden Einfluss auf die Lesemotivation von Lernenden. Die Erfahrung und Überzeugung, dass Lesen nicht nur wichtig ist, sondern auch Spass macht, ist elementar. Miteinander über Gelesenes ins Gespräch kommen und dabei zu entdecken, wie viele Möglichkeiten sich in Texten verbergen und Schätzen gleich geborgen werden wollen, motiviert nachhaltig und weckt vielfältige Leseinteressen.

von

Christian Heusser

Primarlehrer, mehrjährige Praxiserfahrung als Mittelstufenlehrer in der Volksschule sowie als Schulleiter an Schulen mit integrativer Schulungsform. Viel Erfahrung in Schul- und Unterrichtsentwicklung auf der Primarstufe und im Kindergarten. Erfahrung im Aufbau und Betreuung von Konzepten für handlungs- und kompetenzorientierten Unterricht sowie Coaching von Lehrpersonen.

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Daniel Würsch

Primarlehrer und Webpublisher; Langjährige Erfahrung als Mehrklassenlehrer und als Teamleiter Stufe Primar, Selbständige Tätigkeit als Webpublisher in der Privatwirtschaft; Gewinner European-E-Learning-Award 2007 in Brüssel; Mehrjährige Praxiserfahrung im Teamteaching und im altersgemischten Lernen (AdL); Praxisberatung an Schulen und SCHILW-Kursleitungen im Bereich AdL in der Zentralschweiz und in Zürich; Praxislehrperson und AdL-Hospitationen der Pädagogischen Hochschule Luzern; Zusammenarbeit mit Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Weiterbildung von Lehrpersonen (ZAL) Arbeitsschwerpunkte: Altersdurchmischtes und kooperatives Lernen, kompetenzorientierter Unterricht, integrierter Musikunterricht, Begleitung und Beratung von Schulteams und Schulen im Bereich AdL.

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Nicole Steiner

Nicole Steiner, MA, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin, Autorin und Redaktorin IQES online und IQES Lernkompass, Mitglied Beratungsteam schulentwicklung.ch, Pädagogin, Psychologin, Illustratorin und Theaterpädagogin. Als Primarlehrerin hat sie langjährige Praxiserfahrung, vorwiegend an Schulen mit integrativer Schulungsform. Sie erstellt und betreut Konzepte für Lese- und Schreibförderung, Feedback und Begabtenförderung. Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch

und

Gerold Brägger

Gerold Brägger, M.A., ist Leiter und Gründer der Plattform IQES online und des Beratungs- und Weiterbildungsinstituts schulentwicklung.ch. Er ist Erziehungswissenschaftler, Schulberater, Lehrerbildner, Autor von pädagogischen Fachbüchern und Lernmitteln sowie Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift PÄDAGOGIK.

Arbeitsschwerpunkte: Schul- und Unterrichtsentwicklung, Evaluation, Digitale Medien in Schule und Unterricht, kompetenzorientierter Unterricht und selbstkompetentes Lernen, Schulleitung, Gute gesunde Schulen, Schulentwicklung in Netzwerken und Bildungsregionen.

Publikationsliste herunterladen

Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch

Publikationen von Gerold Brägger im Beltz Verlag

Leseclubs: Lesen ist ansteckend!

Am Beispiel von Literaturclubs und literarischen Quartetten lernen Kinder und Jugendliche durch differenzierte und motivierende Leseaufgaben, sich mit Texten und Büchern auseinanderzusetzen. Dabei schlüpfen sie in verschiedene Rollen, erweitern so ihre eigene Perspektive auf den Text und übernehmen gleichzeitig Mitverantwortung für den eigenen Leseclub. Und ganz nebenbei wird deutlich und erlebbar: Lesen macht Spaß!

Ziele des Leseclubs

Die Arbeit in den Leseclubs verknüpft eine große Vielfalt an fachlichen und überfachlichen Kompetenzen. Die Auswahl der Lektüre ermöglicht verschiedene fächerübergreifende Zugänge und wird damit auch der Forderung gerecht, dass Lesen Aufgabe aller Fächer ist.

  • lesen wöchentlich, intensiv und an verschiedenen Leseorten (in der Schule, draußen, zu Hause) in einem Buch.
  • lernen Textausschnitte laut, deutlich und betont vorzulesen/ vorzutragen/ zu präsentieren.
  • verstehen Inhalte so, dass sie diese kurz zusammenfassen können.
  • lernen, eigene Gefühle, Interessen und Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken.
  • lernen, einen eigenen Standpunkt zu beziehen und zu artikulieren.
  • lernen, Gesprächsregeln einzuhalten.
  • lernen, Feedback angemessen und konstruktiv zu gestalten, zu geben und auch anzunehmen.
  • bearbeiten motivierende Leseaufträge, die ihrer Lesekompetenz entsprechen.
  • blicken auf eigene Lernwege zurück, beschreiben und reflektieren diese.
  • dokumentieren die Ergebnisse der Leseaufträge (Leserolle, Lesejournal, …).
  • geben die gelesenen Inhalte in eigenen Worten wieder.
  • übernehmen Verantwortung für das Gelingen ihres Leseclubs.

In fünf Schritten zum Leseclub

Lesediagnose zur Auswahl und Differenzierung der Lektüre

Für die Arbeit in einem Leseclub bietet sich eine einheitliche Buchauswahl besonders an. Hilfreich und wertvoll sind hier literarische Texte, die in unterschiedlichen Leseniveaus erhältlich sind. Die Lektüre kann sich dabei in Bezug auf Schwierigkeitsgrad, Umfang, Wortwahl, Schrittgröße etc. unterscheiden. Dadurch, dass alle die gleiche Lektüre (wenn auch auf unterschiedlichem Leseniveau) vor sich haben, verstehen alle Leser:innen die Inhalte. Daraus ergibt sich eine konstruktive, gegenseitige Abhängigkeit, – eine der Gelingensbedingungen des Kooperativen Lernens.

Die Auswahl der Lektüre baut bevorzugt auf die individuellen Ergebnisse einer Lesediagnose auf.

Ob die Lernenden ihre Lektüre völlig frei, innerhalb eines inhaltlichen Themas oder Genres oder aus dem Repertoire einer Autorin oder Autors wählen können, – Leseclubs leben gerade auch von diesen unterschiedlichen Möglichkeiten.

Methodenkoffer Lesediagnose - Einführung

Dieser Methodenkoffer ist für Lehrerinnen und Lehrer entwickelt. Er enthält verschiedene Instrumente, um die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler einzuschätzen. Mit Hilfe eines Multiple-Choice-Fragebogens können sich Lehrkräfte einen Überblick über die Lesekompetenz der Schüler und Schülerinnen verschaffen. Zudem erhalten sie didaktische Hinweise für den Unterricht.

Autor/Autorin: Silke Müller

Umfang/Länge: 26 Seiten

Aus: Methodenkoffer Lesediagnose

Fächer: Deutsch, Überfachliche Kompetenzen

Stufen: 3. Stufe, 4. Stufe, 5. Stufe, 6. Stufe, 7. Stufe

Leseclubs bilden

Jeweils vier Schüler:innen mit der gleichen Lektüre bilden einen eigenen Leseclub.

Auch der Identifikation wird Zeit gewidmet: Die Clubmitglieder erfinden einen eigenen Namen, vielleicht auch ein besonderes Clubmaskottchen oder Erkennungszeichen. Dieses erste kooperative Element des Leseclubs schafft positive Emotionen und verbindet.

Auftrag, fertig los!

Die Schüler:innen erhalten (wöchentlich) eine »Portion Lektüre«, die es zu lesen gilt. Für eine vertiefte Auseinandersetzung (dem individuellen Kompetenzniveau entsprechend) stehen ihnen zusätzlich 1–3 Leserattenkarten (oder für ältere Lernende: 1–3 Read-y-Karten) zur Verfügung. Diese können wahlweise als Pflicht- oder Wahlaufgaben eingesetzt werden. Die Karten aus den beiden Kartensets sind in Kompetenzniveaus eingeteilt, was der Lehrperson die Auswahl deutlich erleichtert. Alle Clubmitglieder bearbeiten diese (Karten-)Aufgaben individuell. Sie dokumentieren ihre Ergebnisse auch im Lesetagebuch oder in der Leserolle. Diese Aufzeichnungen sind für den Austausch im Leseclub sehr hilfreich.

Willkommen im Leseclub!

Die Treffen im Leseclub bietet allen Clubmitgliedern die Möglichkeit, von ihrem persönlichen Lesepensum zu berichten. Verschiedene Rollenkarten strukturieren diesen Austausch. So kann die Zeitwächterin darauf achten, dass die vorgegebene Redezeit nicht überschritten wird, der Papagei wiederholt das Gehörte und sorgt so für ein gemeinsames und vertieftes Verständnis, etc. Nach jeder Runde werden die Rollen getauscht, sodass alle Clubmitglieder vor einer neuen Herausforderung stehen und gleichzeitig auch die Möglichkeit haben, die Perspektive zu wechseln. Aktives Zuhören, gezielte und spannende Fragen stellen, ein (3-Schritt-)Feedback geben, sind dabei nur drei Beispiele für die Förderung einer großen Vielfalt fachlicher und überfachlicher Kompetenzen.

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Reflexion, Einschätzung und Abschluss

Jeweils nach Abschluss einer Leseclubsequenz, beurteilt der Club seine Zusammenarbeit anhand vorgegebener (oder in der Klasse gemeinsam erarbeiteter) Kriterien. Auch die eigene Mitarbeit kann/ soll hier reflektiert und eingeschätzt werden.

Ein abgeschlossenes Leseclub-Abenteuer kann mit einer Feier und der Verleihung von Lesediplomen gekrönt werden.

💡 Weitere Praxistipps

  • Es hat sich bewährt, auch Sozialkompetenzen als Lernziele gemeinsam zu vereinbaren, da sie für die Leseclubs wichtig sind. Einige Beispiele: »Einander zuhören können«, »respektvoll miteinander umgehen können«, »Verantwortung für die Gruppe übernehmen können«. Auch die Selbsteinschätzung und das Peer-Feedback am Ende der Gruppenarbeit beziehen sich darauf.
  • Leseclubs und ihre Umsetzung im Unterricht brauchen Zeit. Diese Investition lohnt sich: Das Lernarrangement ist sehr produktiv, da es alle Kompetenzbereiche des Sprachbereichs fördert (Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben).
  • Leseclubs können als hoch motivierendes Lernsetting auch in späteren Klassenstufen noch differenzierter eingesetzt werden: mit einem größeren Angebot an literarischen Lesestoff, mit ganz selbst gewählten Büchern, im Fremdsprachenunterricht oder unter Einbezug digitaler Medien (Hörbücher, literarische Podcasts, Blogs, …).