Unterrichtsentwicklung:

Das Kooperative Lernen ist das Herzstück des Unterrichts, der Unterrichtsentwicklung und unserer Teamarbeit. Unsere Teamstrukturen und unsere Teamkultur sind auf das gemeinsame Lernen voneinander und miteinander ausgerichtet.

Fortbildung und MultiplikatorInnenarbeit

Als unsere Schule 2015 an den Start ging, hatten wir zwei ausgebildete Moderatorinnen für Kooperatives Lernen, auch Green-TrainerInnen genannt, an der Schule. Inzwischen wirken an der Schule elf ausgebildete Green-TrainerInnen, dank der Unterstützung durch das Green-Institut Rhein-Ruhr und der Universität Duisburg-Essen. Zusätzlich ist ein Moderator aus dem Landesfortbildungsprogramm «Vielfalt fördern» (1) an unserer Schule tätig.

Teamstrukturen und -arbeit

Die KollegInnen an unserer Schule sind zum größten Teil BerufsanfängerInnen oder aber sogenannte SeiteneinsteigerInnen. Wir binden als aufbauende Schule alle KollegInnen vom ersten Tag an in unsere Teamstrukturen ein. Unsere Schule wird bei Qua-Lis (Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule in Nordrhein-Westfalen) als «Vielfalt fördern Referenzschule für Teamentwicklungsprozesse» geführt. Unsere schuleigenen ModeratorInnen begleiten auch andere Schulen im Aufbau, erweitern dadurch ihren eigenen Blickwinkel und tragen Erkenntnisse in unsere Schule zurück und geben damit auch wichtige Impulse für unseren eigenen Aufbauprozess (2). Unsere Chance und damit ein wichtiger Punkt zu der anfangs gestellten Herausforderung besteht darin, dass wir die Strukturen für unser Teammodell von Anfang an mit Gründung der Schule legen konnten und sie im Aufbauprozess der Schule immer wieder nachschärfen konnten und mit Blick auf die Bedürfnislage der Menschen in der Schule immer wieder anpassen werden.

Die Jahrgangsstufen 5 und 7 werden konsequent in Doppelbesetzung geleitet. Die sich so bildendenden Teams werden in den Sitzungen in den Jahrgängen 5 und 6 von mindestens einer Moderatorin/einem Moderator für kooperatives Lernen begleitet. Hier kommen unsere ModeratorInnen für Kooperatives Lernen, unsere Beratungslehrerin, unser Sozialpädagoge oder Mitglieder der Schulleitung zum Einsatz.

Ab dem 7. Jahrgang treffen sich die Jahrgangsteams dreimal im Monat – auch diese Sitzungen werden von ModeratorInnen begleitet.

Das Teammodell der Green Gesamtschule basiert auf zwei wesentlichen Punkten: Es findet Raum, weil es für die KollegInnen im Stundenplan verankert und somit «bezahlt» (3) ist, dadurch ist es verlässlich, aber auch verpflichtend. Jede Sitzung wird mit Hilfe eines Planungsbogens dokumentiert und ist dadurch an den Prozessen, Zielen und Maßnahmen in der Klasse orientiert.

Mit einem starken Team den Unterricht voranbringen

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Das Deutsche Schulportal: Teamzeiten im Stundenplan? Eine Schule zeigt, wie es geht. Was an vielen Schulen durch das starre Pflichtstundenmodell für Lehrkräfte fehlt, macht die Green Gesamtschule zum Grundprinzip ihrer Arbeit. Teamzeiten für die Lehrerinnen und Lehrer sind fest im Tagesablauf verankert. Martina Zilla Seifert, die das Konzept mitbegründet hat, erklärt im Gespräch mit dem Schulportal, wie es funktioniert.

Kooperatives Lernen

Das Herzstück unseres Unterrichts ist das Kooperative Lernen. Über das kooperative Lernen ins Gespräch zu kommen und die positive Haltung der KollegInnen für eben dieses Unterrichtssetting zu sensibilisieren, betrachten wir als Chance mit der großen, nicht nur sprachlichen Vielfalt unserer Kinder umzugehen. Hier werden die Teamsitzungen zu Kreativwerkstätten, in denen Unterricht geplant und diskutiert wird. In ihnen stoßen die KollegInnen Prozesse an und begleiten sich auf dem Weg der Unterrichtsentwicklung. Zusätzlich zu den fest im Stundenplan verankerten Teamsitzungen (4) treffen sich die Klassenleitungsteam noch wöchentlich in Doppelteamsitzungen, jahrgangsübergreifend (5a – 6a,…), die fest im Jahresplan der Schule terminiert sind.

Für die Klassenleitungen in den Jahrgängen 7-10 finden die Teamsitzungen als Jahrgangsteams statt, mit allen Klassenleitungen des jeweiligen Jahrgangs. In diesen Teamsitzungen erarbeiten die KollegInnen durch geführte Moderationen, wie sie ihren Unterricht weiter professionalisieren können. Im Mittelpunkt stehen z. B.  die «Bloomschen Taxonomien» und «die Kunst, denkanregende Fragen zu stellen». Auch die weitere Ausschärfung des Projekttages findet in diesen Sitzungen statt.

Kollegiale Unterrichtshospitation

Alle Teamsitzungsmodelle haben ein weiteres Steuerungsinstrument im Hinblick auf Unterrichtsqualität, und zwar die «Kollegiale Unterrichtshospitation»: Die Kollegiale Unterrichtshospitation, bei uns an der Schule «KUH» genannt, ist durch die Fortbildungsinitiative des Landes NRW «Vielfalt fördern» in unserer Schule implementiert worden. LehrerInnen planen in den Teamsitzungen, Doppelteamsitzungen oder Jahrgangsteamsitzungen gemeinsam Unterricht oder Unterrichtssequenzen zu bestimmten Zielen oder Bausteinen des Kooperativen Lernens, die in der Klasse umgesetzt werden sollen, erarbeiten Beobachtungsschwerpunkte dazu und evaluieren diese. Ein/e KollegIn hält die gemeinsam geplante Sequenz- durch die gemeinsame Planung sind alle, die in der Teamsitzung mitgearbeitet haben, verantwortlich (5). So sprechen wir gemeinsam über Unterricht, Unterrichtsqualität und Unterrichtsentwicklung, bekommen kollegiale, professionelle Rückmeldungen und Feedback. Uns ist durchaus bewusst, dass wir damit den «Intimbereich» eines jeden Lehrers/einer jeden Lehrerin betreten: den Unterricht. Durch die gemeinsame Planung fühlt sich jede/r verantwortlich und Widerstände sind im Grunde genommen nicht vorhanden. Es gilt die Kultur der offenen Klassenzimmer und der Entprivatisierung von Unterricht (→ Kollegialfeedback).

Bausteine des Kooperativen Lernens

Die Bausteine des Kooperativen Lernens, die in den einzelnen Jahrgängen trainiert werden, sind in den Jahrgängen vereinbart, so dass alle KollegInnen in ihrem Unterricht darauf zurückgreifen können. Unterrichtsstörungen (6) können so eher vermieden werden und alle an den Prozessen beteiligten Personen erhalten eine Orientierung. Dabei ist es uns nicht so wichtig, dass KollegInnen jederzeit ein Feuerwerk an Methoden «abfeuern», sondern Basisbausteine grundlegend angebracht und immer wieder geübt werden (7). In den Teamsitzungen sprechen wir darüber, dass allein der Einsatz eines Placemats noch keine Garantie dafür ist, dass ein qualitativ hochwertiger Unterricht erfolgt. Die KollegInnen melden in den Teamsitzungen zurück, dass das Kooperative Lernen mit seiner klaren Struktur ihnen in einem ersten Schritt sehr hilft, einen geordneten und zielorientierten Unterricht zu führen. Die Gespräche und Planungen führen mehr und mehr dazu, dass der Unterricht ein «gutes» Niveau erreicht und die SchülerInnen befähigt, die Welt zu rekonstruieren und neu zu denken. 

Kooperative Lerneinheiten

(1) https://www.lehrerfortbildung.schulministerium.nrw.de/Fortbildung/Vielfalt-f%C3%B6rdern-NRW/ – abgerufen am 06.02.2022
(2) Hier entstehen wichtige Impulse, die für uns als lernendes System enorm wichtig sind: die KollegInnen lernen, bilden fort, machen Erfahrungen, geben diese Erfahrungen zurück in das eigene System und lernen weiter. Dieser reziproke Ansatz ist für uns der Kern eines nachhaltigen Fortbildungsprozesses.
(3) Im Jahrgang 5 erhalten die KollegInnen 1, 5 Stunden Anrechnungszeit, im Jahrgang 6 und in den folgenden Jahrgängen keine Entlastung mehr. Es zeigt sich, dass die KollegInnen in den höheren Jahrgängen die Teamzeiten so schätzen und als Entlastung definieren, dass es hier zu keinerlei Widerständen gekommen ist.
(4) Jahrgang 5 Doppelstunde – Jahrgang 6 Einzelstunde – Jahrgänge 7 und 8: Jahrgangssitzungen 2mal im Monat 2 Stunden am Nachmittag.
(5) Durch den Aspekt der gemeinsamen Planung unterscheidet sich die Kollegiale Unterrichtshospitation, wie sie in dem Projekt «Vielfalt fördern» angedacht ist, deutlich von anderen Modellen, wie sie in der Bundesrepublik an anderer Stelle zu finden sind. Hier ist eine kleine, aber feine Stellschraube ein wenig anders gedreht.
(6) Durch das KL (kooperatives Lernen) wird Bewegung (Köpfe zusammenstecken und auf die Stühle knien) und Redezeit ins Unterrichtsgeschehen eingebaut und legalisiert.
(7) Zum Basisrepertoire gehört, dass SchülerInnen über einen Zeitraum von ca. 3 Monaten in festen (Zufallsgruppen mit klaren Rollen) lernen. Bausteine wie think, pair, share, placemat, reziprokes Lesen, Lerntempoduett, mind-mapping, die Akademische/ Strukturierte Kontroverse, das concept attainment, die Bedeutung der Simulation und der Präsentation sind in den einzelnen Jahrgängen verankert.