Empfehlungen für Kleinschulen – IQES

IQES Österreich: die Evaluations- und Schulentwicklungsplattform für die österreichischen Schulen.

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Kleinschulen stehen vor der Herausforderung Evaluation, Feedback und Schulentwicklung auf eine Weise umzusetzen, die mit den vorhandenen Ressourcen möglich ist und einen konkreten Nutzen bringt.

Unterricht und das Lernen ins Zentrum rücken

Feedback und Evaluation werden dann als sinnvolle Praxis erlebt, wenn sie positive Wirkungen auf den Unterricht, das Lernen und das Schulleben haben. Wie kann Feedback helfen, mit andern ihr Erfahrungswissen zu teilen? Wie kann es dabei unterstützen, beruflich weiterzulernen und sich zu verbessern? Wie kann es positive Beziehungen stärken? Wie können Lehrpersonen Lernprozesse aus der Sicht der Lernenden wahrnehmen? IQES bietet hierzu praktische Ansatzpunkte und erprobte Materialien.

Kooperation in Netzwerken: Wissensaustausch und Evaluation als Erfahrungsschatz nutzen

Kleinschulen, die in festen Netzwerken zusammenarbeiten, berichten davon, wie wertvoll es ist, von und mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Schulen zu lernen. In Netzwerken können gemeinsame Entwicklungsschwerpunkte vereinbart, Fortbildungen organisiert und gute Praxis ausgetauscht werden. Wer in Netzwerken den »Blick über den Zaun« wagt und sich in schulübergreifenden Entwicklungsprojekten engagiert, gewinnt einen echten »Erfahrungsschatz«. Die Evaluation von gemeinsamen Unterrichtsprojekten kann helfen, diesen Erfahrungsschatz des Lernens und Lehrens in Kleinschulen ans Licht zu holen. Ganz nach dem Motto »Gemeinsam statt einsam«.

Geeignete Instrumente und Praxisbeispiele sind beispielsweise

Eine datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung ist auch an Kleinschulen möglich, ...

… wenn sie gemeinsam im Verbund an »Herzensthemen« arbeiten. Viele Kleinschulen erarbeiten mit anderen Schulen oder einem Bildungsnetzwerk gemeinsam einen Schulentwicklungsplan mit standortspezifischen Schwerpunktsetzungen. Wenn Themen aus dem Schulalltag stammen, haben sie den Vorteil, dass es für alle motivierend ist, sich vertieft damit zu beschäftigen. Zu solchen Themen gehören z. B.:

Blick von außen ermöglichen

Die Einführung des Kollegialfeedback mit gegenseitigen Unterrichtsbesuchen ist an größeren Schulen ein Türöffner für die Feedbackkultur. In Kleinschulen sind offene Türen bereits eine Selbstverständlichkeit, jedoch fehlt es manchmal an einem Blick von außen. Hier können wechselseitige Unterrichtshospitationen in einem Verbund mit anderen Schulen helfen, den eigenen Unterricht aus den Augen anderer zu sehen. Und besonders wichtig: wertschätzende Feedbacks von Personen zu erhalten, die selbst wissen, was es bedeutet, an Kleinschulen (z. B. altersdurchmischt) zu unterrichten.

Kollegialfeedback in der Schule einführen und durchführen

Anonymisierte Rückmeldungen: auch in kleinen Schulen wertvoll

Auch in kleinräumigen Verhältnissen, in denen sich alle kennen und die Beziehungen vertrauensvoll sind, sind anonymisierte personenbezogene Feedbacks oder schulbezogene Evaluationen sinnvoll. Zu sensiblen Themen (z. B. Wohlfühlen in der Klasse, Über- oder Unterforderung bei Hausübungen, binnendifferenzierender Unterricht) fällt es befragten Schüler/innen oder Erziehungsberechtigten oft leichter, eine ehrliche Rückmeldung zu geben, wenn sie wissen, dass ihre Antworten nicht auf sie zurückverfolgt werden können.

Eine besonders geeignete Methode, welche die Vorteile einer anonymisierten Befragung mit den Stärken eines direkten dialogischen Austausches kombiniert, ist die Ratingkonferenz. In einem ersten Schritt füllen die Lernenden (oder Erziehungsberechtigten) einen kurzen Fragebogen individuell aus (entweder in analoger Form mit Klebepunkten/ Stiften auf ein Plakat oder in digitaler Form mit einer Smartphone-Abfrage über das IQES-Evaluationscenter). In einem zweiten Schritt werden die visualisierten Ergebnisse in einem moderierten Gruppengespräch gemeinsam diskutiert.

Instrumente mit Ratingkonferenzen:

  • Ratingkonferenz mit Schüler/innen: Hausübungen, Online- und Offline-Instrumente (L28a-at bis L28d-at)
  • Ratingkonferenz mit Eltern: Hausübungen, Online- und Offline-Instrumente (L28e-at bis L28h-at)
  • Ratingkonferenz mit Eltern: Unterricht und Zusammenarbeit, Online- und Offline-Instrumente (L43a bis L43d)
  • Ratingkonferenz mit Schüler/innen zum Lesen, Online- und Offline-Instrumente (L60)

Lernwirksames Feedback bei der Leseförderung einsetzen

Anna und Sophie lesen zusammen halblaut einen Text. Anna, die sich im Lesen verbessern möchte, ist die Lesesportlerin. Sophie, bereits eine geübte Leserin, ist ihre Trainerin. Wie ihre Mitschüler/innen auch, bilden Anna und Sophie ein Lesetandem, das im Rahmen eines kooperativen Lesetrainings drei Mal pro Woche für 20 Minuten miteinander liest und den Lesefluss und das Textverstehen verbessern möchte. Eine Spielregel beim Lautlesetraining lautet, Begriffe, die nicht verstanden werden, nicht einfach zu überlesen. »Was ist ein Nadelöhr?«, fragt deshalb Anna, als sie über ein ihr nicht vertrautes Wort beim Lesen »stolpert«. »Erinnerst du dich, …«, antwortet ihre Mitschülerin Sophie und erklärt ihr den Begriff mit einem Beispiel aus der gemeinsamen Erfahrungswelt.

Diese Lernsequenz aus der Arbeit mit Lesetandems illustriert, worauf es bei einem lernwirksamen Feedback ankommt: Es ist integriert in den Lernprozess, zeitnah, bezieht sich auf eine Lernaufgabe, orientiert sich an Kriterien (in diesem Beispiel das Kriterium des Verstehens) und geht unmittelbar auf Fragen der Lernenden ein.

Methodenkoffer, Videos und Unterrichtsmaterialien zu

Wechselseitiges Schüler/innen-Lehrperson-Feedback

Wie lernen Schüler und Schülerinnen? Welche Lesevorlieben haben sie? Wie erleben sie den Unterricht? Was empfinden sie als hilfreich und förderlich für ihr Lernen? Was haben sie in dieser Unterrichtseinheit gelernt, wo bestehen Fragen oder Verstehensschwierigkeiten? Erfolgreiche Lehrpersonen können sich in die Lernprozesse und Herausforderungen ihrer Schülerinnen und Schüler hineinversetzen. Regelmäßiges Feedback seitens der Lernenden hilft ihnen dabei. Gleichzeitig tragen wechselseitige Feedbacks zu einer lernförderlichen Atmosphäre bei. Die Bandbreite an Methoden reicht von einfachen Kurzfeedback-Formen, über kurze Smartphone-Feedbacks am Ende einer Unterrichtseinheit bis zu einer größeren Feedback-Befragung zum Lernen oder zum Unterricht.

Selbstbeurteilungs- und Feedbackkompetenz: ein Schlüssel für selbstständiges Lernen

Feedback und Selbstbeurteilung sind wirkungsmächtige Faktoren für erfolgreiche Lernprozesse. John Hattie hat in seinen einflussreichen Publikationen ge­zeigt, dass Kinder und Jugendliche dann am besten lernen, wenn sie dabei unterstützt werden, ihre eigenen Lehrpersonen zu werden. Das bedeutet: beim Lernen selbstständiger und fähiger zu werden, eigene Lernwege zu suchen, zu reflektieren und Lernergeb­nisse selbstständig zu bewerten. Wenn Schüler/innen einander ermuti­gende und aufbauende Rückmeldungen zu geben vermögen, Feedbacks, die einander im Lernen weiterbringen, dann haben sie auch die Chance, Kompetenzen aufzu­bauen, die für das selbstständige Lernen entscheidend sind: die Entwicklung einer realistischen Selbsteinschätzung, die Wahrnehmung eigener Ziele und Entwicklungs­möglichkeiten, das kritische Einschätzen von Qualitäten, das wertschätzende Kom­munizieren oder das bewusste Anwenden von Lernstrategien.

Schreiben lernen: von der Idee zum Text

Schreiben lernen ist eine Aufgabe, an der alle beteiligt sein sollten: Schülerinnen und Schüler sowie Eltern und Lehrpersonen – und das in allen Fächern und in allen Schularten. In kleinen Schulen ist der Weg zur Umsetzung nicht durch langwierige Planung- und Koordinationsaufgaben verstellt. Die gemeinsame Realisierung von innovativen Methoden und Unterrichtskonzepten zur Schreibförderung kann morgen beginnen, wenn sich die Beteiligten heute dazu finden.

Lernumgebungen und Lernbegleitung im Mathematikunterricht

Lernumgebungen in einem modernen Mathematikunterricht bieten offene und reichhaltige (selbstdifferenzierende) Aufgaben, durch die alle Schüler/innen auf ihrem individuellen Niveau an einer gemeinsamen Aufgabenstellung arbeiten können. Sie ermöglichen eigene Lösungswege auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, was gerade in altersgemischten oder sonst heterogenen Klassen ein unschätzbarer Vorteil ist. Solche Lernumgebungen können mit oder ohne Lernmaterialien bzw. digitalen Werkzeugen gestaltet werden und sind in allen Themenbereichen des Mathematikunterrichts einsetzbar.

Lernumgebungen, Leitfaden Lernbegleitung und Tippkarten für Schüler/innen