Podcasts für Studierende:

Podcasts ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Medium und seinen Besonderheiten, vor allem auch in Kooperation, indem individuelle Vorkenntnisse und persönliche Ressourcen als Bereicherung in den gemeinsamen Prozess integriert werden können.

Steckbrief: Podcasts für Studierende

Zielgruppe

Jugendliche

Gruppengrösse

bis ca. 20 Personen

Eingesetzte Medien

Audio, Web

Räumlichkeiten

Seminar- bzw. Gruppenraum

verwendete Technologie/Ausstattung

  • Audio-Aufnahmegeräte
  • PCs zum Archivieren und Bearbeiten von Audio-Dateien
  • Software zum Aufnehmen und Bearbeiten von Audio-Dateien (Freeware)
  • Hilfreich: Audio-Archiv mit Geräuschen, vieles auch kostenlos im Internet verfügbar

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration

Das im Rahmen der Projektarbeit entstehende Medienangebot stellt dann wiederum eine Orientierungshilfe dar, mit der wichtige Informationen narrativ und auf kurzweilige Art vermittelt werden können. Das Podcast-Angebot kann seriell angelegt sein mit dem Ziel, dieses fortlaufend zu gestalten und regelmäßig neue Podcast-Folgen zu produzieren. Möglich ist aber auch, das Angebot thematisch stark einzugrenzen und mehrere Folgen in einem festgelegten Zeitraum zu produzieren und der Allgemeinheit zugänglich zu machen (beispielsweise im Rahmen von Projekttagen). Je nach (zeitlichem) Rahmen des Podcast- Projekts kann die Themen-Entwicklung des Podcasts mehr oder weniger umfangreich in das Projekt integriert sein. Je mehr eigene Ideen die Teilnehmenden entwickeln können, umso motivierter werden sie bei der Umsetzung sein.

Die Produktion von Podcasts umfasst das Schreiben von Skripten, das Führen von Interviews, das Einsprechen von Texten, das Bearbeiten der Audio-Dateien mit entsprechender Software. Die Kenntnisse hierfür werden in Workshop-Modulen vermittelt. Die Inhalte und Materialien der Workshops werden durch die Projektleitung erstellt, wobei auf gute Informationen zum Podcasting aus Büchern oder dem Internet zurückgegriffen werden kann. Je nach Umfang des Projekts und der Zusammensetzung der Projektgruppe ist es möglich, dass die einzelnen Workshops durch Projektteilnehmende gestaltet werden und man dadurch den Effekt des Voneinander- Lernens verstärkt. Dabei werden die vorgegebenen Lerninhalte in kleinen Teams von zwei bis vier Personen zielgruppengerecht aufbereitet und den anderen Projektteilnehmenden präsentiert.

Anschließend an die Workshops werden die gelernten Inhalte geübt. Idealerweise entspricht die Reihenfolge der Workshops dem tatsächlichen Produktionsprozess, man beginnt mit der Konzeption und schließt mit der Tonbearbeitung ab. Dadurch ist es möglich, dass das Gelernte direkt am konkreten Projekt umgesetzt wird. Die Podcasts können in Teams von zwei bis fünf Personen umgesetzt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass alle Personen in dem Team auch alle Schritte der Podcast-Produktion selbst umsetzen und es nicht zu einer interessen- und vorkenntnisspezifischen Arbeitsteilung kommt. Dies ist in kleineren Teams besser zu gewährleisten.

Die zentralen und wiederkehrenden Elemente des Podcasts wie etwa das Intro, musikalische Einspieler oder sich wiederholende O-Töne können von einem eigenen, dafür verantwortlichen Team umgesetzt werden. Die in dem Projekt entstehenden Podcast- Folgen werden online veröffentlicht, so dass sie eine große Zielgruppe erreichen können. Bei dem Projekt «student.sories», bei dem internationale und deutsche Studierende der Augsburger Hochschulen gemeinsam Podcasts produzieren, erfolgt die Veröffentlichung auf der eigens eingerichteten Homepage www.studentstories.de. Die Erstellung und Pflege der Seite ist dabei nicht Bestandteil der Projektarbeit, allerdings liefern die Projektteilnehmenden hierfür die Inhalte wie etwa Bildmaterial, die Skripte und weiterführende Informationen zu den Podcast- Beiträgen, wie Internet-Links. Die Produktion der Podcasts wird von den Projekt-Teilnehmenden in persönlichen Projekt-Tagebüchern und in einem öffentlich zugänglichen Blog auf der Projekt- Website dokumentiert.

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Ein Podcast-Projekt kann mit geringem Ressourceneinsatz, in unterschiedlichen Zeiträumen und mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen realisiert werden. Intergenerationen- Projekte sind dabei ebenso denkbar wie Projekte im Rahmen der Berufsausbildung. Einzelne Folgen des Projekts «student.stories» werden beispielsweise im Rahmen von Hörverstehen-Übungen im Fach Deutsch als Fremdsprache eingesetzt. Bei der Distribution der Podcasts ist eine Fokussierung auf (weitgehend kostenfrei zur Verfügung stehende) soziale Medien möglich, wodurch der Aufwand für eine eigene Projekt-Website entfällt.

Realisiert wurde im Rahmen von student.stories beispielsweise auch ein Audio-Guide über den Campus der Universität Augsburg, in dem wichtige Orte für Studierende vorgestellt werden. Dieser Audio-Guide ist in sich abgeschlossen und die Idee eignet sich dadurch sehr gut für Projekttage, bei denen in kurzer Zeit viele (kurze) Folgen entstehen. Thematisch kann ein Audio-Guide sich mit Sehenswürdigkeiten oder kulturellen Besonderheiten befassen. Mit mobilen Abspielgeräten (Mobiltelefone, MP3-Player) kann man sich die Informationen dann am jeweiligen Ort anhören.

Schwierigkeiten

Die Produktion der Podcasts selbst ist für die Projektteilnehmenden gewinnbringend. An das am Ende zur Verfügung stehende Medienprodukt Podcast dürfen keine Maßstäbe wie etwa «Radioqualität» gestellt werden. Da Podcasts, wenn sie seriell produziert werden, eine weitgehend einheitliche Gestaltung aufweisen (Länge, Verwendung von O-Tönen et cetera) ist es wichtig, offene Formate zu wählen, die den Teilnehmenden viel Freiraum bei der Umsetzung eigener Ideen lassen. Eine Vorgabe von Charakteren, die in jeder Folge vorkommen, ist schon unpraktisch, da die Sprecherinnen und Sprecher wechseln können. Bei Tönen und Musik muss darauf geachtet werden, dass diese unter einer Lizenz stehen, die eine (unentgeltliche) Verwendung erlaubt. Die Aufbereitung komplexer Themen im Podcast muss besonders durchdacht und mit kreativen Ideen angegangen werden. Tagesaktuelle Informationen sollten nur verwendet werden, wenn der Podcast stetig neu produziert wird, um ein «veralten» zu verhindern.

Feedback

Die Rückmeldung der Teilnehmenden am Projekt «student.stories» ist weitgehend positiv. Bei der Zusammensetzung der Produktions-Teams muss jedoch stark darauf geachtet werden, dass jeweils Menschen zusammenarbeiten, die sich mit ihren Fähigkeiten ergänzen können, sodass sich bei der Projektarbeit und deren Ergebnissen keine zu großen Differenzen zwischen den Teams entwickeln. Im Projektverlauf hat sich bei entsprechenden Evaluationen gezeigt, dass der Zugriff auf die Podcasts in stärkerem als angenommenem Maße über soziale Medien und Netzwerke erfolgt. Verbreitungswege wie spezielle Podcast-Plattformen werden nicht so stark genutzt. Dies bietet die Chance, sich auf bestimmte, stark nachgefragte und leicht zu nutzende soziale Medien zu beschränken. Angedacht ist, student.stories noch stärker multilingual zu produzieren und dabei die vorhandenen mehrsprachigen Potenziale der Studierenden an den Augsburger Hochschulen zu nutzen.

Die Potenziale der Medienarbeit entwickeln sich bei der Podcast-Produktion insbesondere dadurch, dass die technischen Anforderungen einfach zu vermitteln sind. Das Nutzerverhalten in Bezug auf Podcasts zeigt, dass diese Art der medialen Aufbereitung dem Medienalltag insbesondere von Kindern und jungen Erwachsenen entspricht und sich Audioinhalte sehr gut zur Übermittlung von Informationen, gerade in bisher unbekannten Bereichen, eignen. Interkulturelle Aspekte erschließen sich bei der Podcast-Produktion quasi nebenbei, wenn es beispielsweise um Sprichwörter und Redewendungen und deren Bedeutung geht. Sprachliche Ressourcen lassen sich bei der Arbeit mit Podcasts ebenfalls gut einbinden, wodurch Sprachkenntnisse eine besondere Wertschätzung durch die Einbeziehung in die Skripte erfahren. Für Podcast-Projekte finden sich vor allem dort Anknüpfungspunkte, wo entdeckendes Lernen ermöglicht wird. Die entstehenden Hörstücke sind dabei ein ideales Mittel, um die angeeigneten Lerninhalte eigenständig aufzubereiten.

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