Journalistisches Schreiben im Unterricht – Die Welt ins Klassenzimmer holen:
Praktisches journalistisches Arbeiten ist hervorragend dazu geeignet, Medienbildung zu betreiben. In Zeiten von Fake News und Desinformation hilft es, die Entscheidungen und Mechanismen hinter Meldungen und Geschichten zu verstehen. Journalistische Methoden können dem Schulunterricht in allen Fächern neue Möglichkeiten hinzufügen, Informationen zu erarbeiten und sie auf vielfältige Weise weiterzuverwenden.
Tilman Rau studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Neuere deutsche Literatur und arbeitete bereits während des Studiums für verschiedene Radio- und Zeitungsredaktionen. Nach seinem Volontariat war er als freier Journalist in den Bereichen Radio, Internet und Zeitung tätig. Seit 2002 leitet er Schreibwerkstätten und Workshops mit journalistischen und literarischen Schwerpunkten, vor allem in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Stuttgart im Rahmen des Projekts Unterricht im Dialog.

Tilman Rau studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Neuere deutsche Literatur und arbeitete bereits während des Studiums für verschiedene Radio- und Zeitungsredaktionen. Nach seinem Volontariat war er als freier Journalist in den Bereichen Radio, Internet und Zeitung tätig. Seit 2002 leitet er Schreibwerkstätten und Workshops mit journalistischen und literarischen Schwerpunkten, vor allem in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Stuttgart im Rahmen des Projekts Unterricht im Dialog.
Angewandte Medienbildung in Zeiten von KI und Fake News
Journalistische Text- und Arbeitsformen bieten Schülerinnen und Schülern einen persönlichen Erfahrungs- und Experimentierraum, in dem sie sich thematisch und sprachlich entfalten können. Mehr noch: über das eigene Schreiben erweitern sie ihre Medienkompetenz. Indem sie selbst recherchieren, Interviews führen und Berichte schreiben, erschließen sie sich eigene Zugänge zur Welt, die nicht durch vorgefertigte KI-Texte oder gefälschte Nachrichten verstellt sind.
Tilman Rau, erfahrener Journalist, arbeitet seit vielen Jahren mit Schüler:innen und Schulklassen. Im Praxis- und Ergänzungsband »Journalistisches Schreiben im Unterricht« zeigt und erklärt er Methoden und Projekte, die den unkomplizierten Einstieg ins journalistische Arbeiten ermöglichen.
Schüler:innen lassen sich gerne mal überfordern.
Vorausgesetzt, sie werden nicht benotet
Mehr als Zeitung in der Schule
Mehr denn je wird unser Bild von der Welt nicht von unseren eigenen Erfahrungen bestimmt, sondern von Medien und Algorithmen. Damit geht ein großes Stück Kontrolle verloren, das wir über uns und unser Leben haben.
Aus diesem Grund zielt die IQES-Publikation »Journalistisches Schreiben im Unterricht« zunächst darauf ab, diese Kontrolle zumindest teilweise wiederzuerlangen. Indem man nämlich durch den praktischen Umgang mit Medien, ihren Methoden und Inhalten, ganz automatisch auch die Mechanismen und Entscheidungen begreift, die hinter dem stecken, was uns Tag für Tag als fertige und unveränderliche Wirklichkeit vorgesetzt wird.
Darüber hinaus erfordert journalistische Arbeit, mit der Welt außerhalb des Klassenzimmers in Kontakt und Kommunikation zu treten, und zwar ganz direkt. Bei der Recherche werden alle Sinne eingesetzt, Gespräche geführt und Beobachtungen gemacht. Dies schult den Umgang mit der eigenen Wahrnehmung und ihrer Verarbeitung. Außerdem stärken Interviews und direkte Teilnahme an Ereignissen das Selbstvertrauen sowie das Vertrauen in die eigene Intuition.
Journalistische Konzepte treffen auf Realität im Klassenzimmer
Wirklichkeit abbilden
Journalismus dient dazu, uns einen Überblick über die Welt zu verschaffen und auch diejenigen Dinge sichtbar zu machen, die verborgen sind oder außerhalb unserer Reichweite. Aber selbst wenn wir um Vollständigkeit bemüht sind, werden wir immer nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden. Welcher Teil der Wirklichkeit wird abgebildet? Und aus welcher Perspektive? Wenn sie selbst mit journalistischen Methoden arbeiten, müssen Schüler:innen diese Fragen selbst beantworten und erfahren, welche Entscheidungen journalistischen Inhalten und Publikationen zugrunde liegen. Im Praxisband werden die Entscheidungsprozesse praktisch und anschaulich aufgezeigt. Von der Entscheidung für ein bestimmtes Thema über den Rechercheweg – bis hin zur Festlegung auf diejenige Form, die den recherchierten Inhalten am ehesten gerecht wird.
Beim Rechercheweg ist dabei oft vor allem eines entscheidend: Welche Informationen habe ich aus eigener Erfahrung und Anschauung erhalten. Bei welchen muss ich auf das zurückgreifen, was Andere recherchiert, gefilmt, geschrieben oder einfach nur behauptet haben?
Journalistische Projekte bieten eine sehr gute Gelegenheit zu zeigen, dass beim Informationsgewinn die Recherche im Internet nur eine von mehreren Möglichkeiten ist. Je nachdem, mit welchem Thema man es zu tun hat und welche zeitlichen Möglichkeiten man hat, zählen auch die persönliche Beobachtung und das Interview dazu.
Diesen Methoden wird im Band »Journalistisches Schreiben im Unterricht« viel Aufmerksamkeit gewidmet und sie werden so beschrieben, dass sie im schulischen Kontext gut umsetzbar sind.
Je nachdrücklicher Schüler:innen in die Rolle der Journalistin/des Journalisten schlüpfen,
desto nachhaltiger wirken die Inhalte.
Methodenkompetenz statt nur Formkompetenz
Fächer- und themenübergreifendes Arbeiten
Die Methoden des journalistischen Arbeitens sind nicht an ein bestimmtes Schulfach gebunden, sondern können praktisch in jedem Fach eingesetzt oder für die interdisziplinäre Arbeit genutzt werden.
Zum Beispiel dort, wo Schüler:innen mittels Interview Expert:innenwissen direkt an der Quelle abgreifen. Oder in allen Bereichen, in denen es um teilnehmende Beobachtung und die Verwertung der dabei gesammelten Erfahrungen geht.
Gewinn für Schülerinnen und Schüler
- Praktische Medienerfahrung
- Grundlagen journalistischen Arbeitens
- Informationen direkt an ihrer Quelle sammeln
- Möglichkeit, eigene Themen und Perspektiven einzubringen
- Vielfalt und Flexibilität journalistischer Darstellungsformen kennenlernen
- Vertrauen in die eigenen Sinne vertiefen
Mehrwert für die Schule
- Außerschulische Inhalte in den schulischen Kontext integrieren
- Bereicherung des Unterrichts durch journalistische Methoden
- Fächerübergreifende Anwendungsmöglichkeiten
- Beitrag zur Schulentwicklung im Bereich Medienbildung
Themenschwerpunkte
- Hintergrund: Chancen und Möglichkeiten journalistischen Arbeitens im Unterricht und eine Ermutigung, dies auch mit einer gewissen Experimentierfreude zu tun.
- Reportage: Die Königsdisziplin des Journalismus ist ein hervorragender Rahmen für die Arbeit mit Schüler:innen aller Schularten und fast aller Altersklassen. Die Reportage ist sprachlich, thematisch und stilistisch flexibel und funktioniert nicht nur auf der intellektuellen, sondern auch auf der sinnlichen Ebene.
- Essay: Diese hybride Form, die je nach Herangehensweise mehr im Literarischen oder im Journalismus verortet ist, bietet Lernenden wie Lehrkräften viel Freiraum für das Experiment, in dem man austesten kann, wie sich Recherchiertes und Assoziatives (oder Imaginiertes) auf kreative Weise in Bezug zueinander setzen lassen.
- News, Rezensionen, Interviews und mehr: Auch wenn sie innerhalb des Buchs eine zentrale Rolle spielen, sind Reportagen bei weitem nicht die einzigen Zeitungsformen, die in der Arbeit im Unterricht gewinnbringend eingesetzt werden können: Nachrichten | Interview | Rezension | Kommentar | Glosse
- Textarbeit: Erste Texte sollen (und müssen) als Entwürfe verstanden werden, mit denen im Folgenden gearbeitet wird und die ihre schlussendliche Form noch nicht gefunden haben. Im Band werden Methoden aufgezeigt, wie man mit Schüler:innen an solchen Entwürfen arbeiten kann.
- Praktisches: Bei aller Spontanität und Experimentierfreude, zu der das Buch ermutigen soll, gibt es doch einige Punkte und Fragen, die es zu beachten gibt. Welche Projekte sind zum Beispiel für welche Altersgruppe geeignet und welche Rahmenbedingungen gilt es dabei sicherzustellen?
- Schrittweises Vorgehen: Zugegeben: Es gibt eine Menge Unwägbarkeiten. Viele Gründe, sich auf eine Reportage mit einer Schulklasse nicht einzulassen, – und es trotzdem zu wagen! Probieren Sie aus. Fangen Sie klein an.
- Arbeitsmaterialien: Kriterien zur Beurteilung eines Themas auf Relevanz hin | Mein Themenkatalog | Fragebogen zur Reportage | Liste zur Vor-Ort-Recherche | Ein Interview für eine Reportage führen | Muster-Essay | Schreibkonferenz Reportage

Der Praxisband »Journalistisches Schreiben im Unterricht« bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte journalistischen Arbeitens und führt in Methoden und Formen ein. Es bietet eine thematische Vielfalt an, die darauf ausgerichtet ist, in den regulären Schulunterricht integriert zu werden und die Vermittlung der dortigen Inhalte methodisch und formal zu bereichern.
Das Praxisbuch bietet aber auch die Möglichkeit, Projekte zu initiieren, die unabhängig vom regulären Unterricht verortet sind, etwa im Kontext von Projekt- und Themenwochen oder in der AG-Arbeit.
Wichtig ist, dass in allen Fällen ein schneller und direkter Einstieg ermöglicht wird, der aber von fundiertem Grundwissen unterfüttert ist. Als Lehrkraft soll man in jedem Moment das (berechtigte) Gefühl haben, auf Ungeplantes und Unwägbarkeiten reagieren zu können. Das erhöht die Bereitschaft, Neues auszuprobieren.
Journalistisches Schreiben im Unterricht – Praxisband
Der Autor stellt wichtige Textformen wie Reportage, Essay, Nachrichten und Glossen vor, immer im Hinblick darauf, wie Schüler:innen gewinnbringend mit ihnen arbeiten können. Die Methoden, die sie dabei kennenlernen, lassen sich auch in anderen fachübergreifenden Kontexten sinnvoll einsetzen, z. B. bei Projekten, Referaten und Jahresarbeiten. Hilfreich für den unmittelbaren Einsatz im Unterricht sind 18 Arbeitsblätter, vertiefende Materialien und Checklisten. Ein anregender Leitfaden zum journalistischen Schreiben, der sich an (Deutsch-)Lehrer:innen aller weiterführenden Schularten sowie an LeiterInnen von AGs und Schülerzeitungsredaktionen richtet.
Autor/Autorin: Tilman Rau

Tilman Rau studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Neuere deutsche Literatur und arbeitete bereits während des Studiums für verschiedene Radio- und Zeitungsredaktionen. Nach seinem Volontariat war er als freier Journalist in den Bereichen Radio, Internet und Zeitung tätig. Seit 2002 leitet er Schreibwerkstätten und Workshops mit journalistischen und literarischen Schwerpunkten, vor allem in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Stuttgart im Rahmen des Projekts Unterricht im Dialog.
Umfang/Länge: 138 Seiten
Fächer: Berufliche Orientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Deutsch, Fächerübergreifend / Fächerverbindend, Fremdsprachen, Gestalten / Kunst / Theater, Medien, Informatik, Natur, Mensch, Gesellschaft / Sachkunde, Räume, Zeiten, Gesellschaften / Geografie, Geschichte, Überfachliche Kompetenzen, Wirtschaft, Arbeit, Haushalt
Stufen: 5. Stufe, 6. Stufe, 7. Stufe, 8. Stufe, 9. Stufe, 10. Stufe, 11. Stufe, 12. Stufe
Textform mit unbegrenzten Freiheiten
in Sprache, Thema und Perspektive
Die Reportage
Viele Lehrkräfte schrecken zurück, wenn man ihnen nahelegt, mit ihren Schulklassen an Reportagen zu arbeiten. Die Reportage gilt schließlich als eine der Königsformen des Journalismus. Ihre Nähe zur Literatur macht sie nur schwer greifbar, viele scheitern schon bei der Definition dieser Textform. Was sind denn nun die unbedingten Eigenschaften einer Reportage?
Aber genau diese Unsicherheit, diese Unschärfe ist einer der Gründe, weshalb die Reportage eine so dankbare Form ist, wenn man mit Jugendlichen arbeitet. Denn die Reportage als Form ist geduldig. Sie lässt sich mit fast jedem Inhalt, jedem Sprachniveau und fast jeder Erzählperspektive verknüpfen.
Nicht nur Lehrkräften, auch Schüler:innen vermittelt sich recht schnell, welche Freiheit sich aus der Unmöglichkeit ergibt, eine griffige Definition für die Form der Reportage zu finden. Dann muss eigentlich nur noch eine Aufgabe erfüllt werden: Die Freiheit nicht als Last zu begreifen, sondern als etwas, das Spaß macht. Das zum Spiel einlädt … zur Kreativität.
Die Reportage ist vor allem eines: eine sinnliche Textform. Bereits während der Recherche erlaubt sie, ganz intuitiv den Aspekten zu folgen, die man selbst für besonders interessant oder fruchtbar hält. Und auch bei der Texterstellung ist man – abgesehen von ein paar handwerklichen Vorgaben – eigentlich nur einer Frage verpflichtet: Welche Geschichte will ich ganz persönlich erzählen?
All dies sind Gründe dafür, weshalb der Reportage und ihrem Einsatz im Schulunterricht ein großer und wichtiger Teil in diesem Buch gewidmet sind. Angefangen bei der Themenfindung über die Recherche, bis hin zur Texterstellung.
Es geht nicht darum, über Sinn oder Unsinn neuer Medien zu diskutieren,
sondern ihre Existenz als Tatsache anzusehen und mit ihnen zu arbeiten.
Recherchen
Wenn man Schüler:innen auffordert, etwas zu recherchieren, reagieren sie reflexartig so: Smartphone oder Tablet raus, eintippen, entweder bei Google oder – mittlerweile wahrscheinlicher – bei ChatGPT. An Schulen, an denen die Nutzung von Smartphones nicht erlaubt ist, kommt dann erst einmal die Frage: »Dürfen wir dafür unsere Handys benutzen?«
Dieser Reflex ist mittlerweile so tief in der Schüler-DNA verankert, dass er auch dann funktionieren würde, wenn man sie aufforderte, etwas über den Marktplatz herauszufinden, der etwa dreihundert Meter vom Schulhaus entfernt ist.
Eigentlich müsste die Frage lauten: »Dürfen wir rausgehen, uns auf dem Marktplatz ein wenig umsehen und eine kleine Umfrage machen?« Oder: «Dürfen wir rüber ins Stadtarchiv und dort ein Interview führen darüber, wie der Marktplatz so wurde, wie er heute ist?»
Das Buch »Journalistisches Schreiben im Unterricht« ermutigt dazu, genau solche Fragen zu stellen. Zunächst einmal: Überhaupt auf die Idee zu kommen, woanders nach Informationen zu suchen als immer nur im Internet.
Denn eins ist mal klar: Wer in der Lage ist, Informationen direkt an der Quelle abzuholen, statt sich auf das zu verlassen, was andere fotografiert, geschrieben, irgendwie zusammengetragen haben, holt sich ein Stück Autonomie zurück. Der holt die Welt ins Klassenzimmer. Und wer einmal kurz in die Welt gegangen ist, um etwas zu recherchieren, und sei die Welt nur der Marktplatz nebenan, der wird mit einem Wissen zurückkommen, das ChatGPT nicht bietet. Das Wissen zum Beispiel, welche Atmosphäre auf dem fraglichen Marktplatz an einem Donnerstag um halb 10 vormittags herrscht. Dass dort kaum was los ist, weil der Freitag der Markttag ist und an allen anderen Tagen nur ein paar Rentnerinnen und Rentner dort unterwegs sind, zumindest dann, wenn nicht gerade Ferien sind.
Es mag bequemer sein, mit allen Fragen zunächst einmal ins Internet zu gehen. Zielführend ist es manchmal. Aber beileibe nicht immer. Und je öfter Schülerinnen und Schüler erlebt haben, wie gut es sich anführt, selbst an Ort und Stelle gewesen zu sein oder mit einer Expertin oder einem Experten zu sprechen, desto eher werden sie verstanden haben, wie fundiert Wissen ist, das man selbst erarbeitet hat, aus direkten Beobachtungen wie aus Interviews.
Die Entstehung eines Textes ist nicht nur ein einziger Prozess, sondern mehrere Prozesse auf einmal.
Arbeit am Text
Texte gehen im Redaktionsalltag immer durch verschiedene Entwicklungsstufen. Redakteur:innen verlangen inhaltliche Änderungen oder die Verschiebung von Schwerpunkten. Kolleg:innen machen auf dramaturgische Schwächen oder auf Widersprüche bei den Inhalten aufmerksam. Korrektor:innen greifen in Orthografie und Grammatik ein. Und am Schluss stellt die Blattmacherin oder der Blattmacher, die Person also, die alle Daten vor Drucklegung finalisiert, fest, dass der Text um zwei Absätze gekürzt werden muss. Und das sind nur die anderen Personen, die noch irgendwie Einfluss nehmen.
Davor ist es der Autor oder die Autorin selbst, der oder die umstellt und verändert, feilt und korrigiert. Menschen, die täglich mit Texten zu tun haben, sind daran gewöhnt, einen Text immer nur als einen Entwurf für eine weitere – und hoffentlich bessere – Version dieses Textes zu betrachten.
In der Schule hingegen empfinden es die meisten Schüler:innen als normal, dass gleich die erste Version eines Textes sitzen muss. Das geht ja auch nicht anders, wenn der Text während einer Klassenarbeit entsteht. Umso wichtiger ist es, außerhalb der Klassenarbeiten zu zeigen, dass Texte eben keine feste Größe sind, sondern einen Prozess durchlaufen. Journalistische Projekte, die ohnehin als Prozess angelegt sind, sind der perfekte Rahmen dafür. Deshalb wird Methoden, die dem Überarbeiten und Verbessern von Texten dienen, ein eigenes Kapitel im Praxisband gewidmet.
Die Publikation kann beim Friedrich Verlag auch als Buch bestellt werden:
(auch im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-7800-4810-3)
Wie ein Journalist denken und schreiben
Die sogenannte Personality spielt in den Medien eine immer größere Rolle. Journalist:innen sind inzwischen nicht mehr nur die neutralen Unsichtbaren, die über allen Dingen stehen und vermeintlich objektiv berichten. Sie zeigen sich, äußern ihre Meinung, lassen durchblicken, dass sie auch Menschen sind. Doch um mit der eigenen Persönlichkeit und Meinung an die Öffentlichkeit zu gehen, muss man beides erst einmal entwickeln und reflektieren. Außerdem muss man lernen, der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen und Prioritäten zu setzen.
Wichtige Aspekte sind dabei:
- die Schulung der sinnlichen Wahrnehmung
- Selbsterkenntnis und Meinungsbildung durch Journal und Tagebuch
- Meinungsäußerung in einem journalistischen Text
- Reduktion komplexer Inhalte auf Nachrichtenlänge und
- die Überwindung von Schreibblockaden
Sich auf so individuelle Art einem Thema annähern, dass niemand sonst diesen Text genau so hätte schreiben können.
Methoden und Übungen
- Wahrnehmen und Recherchieren
Sinnliches Erleben ins Klassenzimmer holen: Außenbeschreibung | Umfrage | Kürzestinterviews | Fotoreportage - Schreiben und Sprache
Einen Anfang machen: Überschriften füllen | 7-Minuten-Übung | Gute Wörter | Giftbuch | Zerlegen | … zum Diktat, bitte - Das Selbst und die Meinung
Texte, die aus der Masse herausstechen: Kürzestbio | Assoziative Kette | Themen-Fragebogen | Fake-News | Erwartung formulieren - Gewichten
Alles relativ wichtig: Meldung schreiben | Pressemitteilungen | Bericht kürzen | Nach Relevanz ordnen
Journalistisches Schreiben im Unterricht – Ergänzungsband
In diesem Ergänzungsband werden Übungen und Unterrichtseinheiten vorgestellt, in denen Schülerinnen und Schüler Grundlagen sowie Fertigkeiten des Journalismus erlernen und sich dabei auch mit ihrer eigenen Persönlichkeit beschäftigen.
Autor/Autorin: Tilman Rau

Tilman Rau studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Neuere deutsche Literatur und arbeitete bereits während des Studiums für verschiedene Radio- und Zeitungsredaktionen. Nach seinem Volontariat war er als freier Journalist in den Bereichen Radio, Internet und Zeitung tätig. Seit 2002 leitet er Schreibwerkstätten und Workshops mit journalistischen und literarischen Schwerpunkten, vor allem in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Stuttgart im Rahmen des Projekts Unterricht im Dialog.
Umfang/Länge: 73 Seiten
Fächer: Berufliche Orientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Deutsch, Fächerübergreifend / Fächerverbindend, Fremdsprachen, Gestalten / Kunst / Theater, Medien, Informatik, Natur, Mensch, Gesellschaft / Sachkunde, Räume, Zeiten, Gesellschaften / Geografie, Geschichte, Überfachliche Kompetenzen, Wirtschaft, Arbeit, Haushalt
Stufen: 5. Stufe, 6. Stufe, 7. Stufe, 8. Stufe, 9. Stufe, 10. Stufe, 11. Stufe, 12. Stufe
Praxis vor Theorie
Die meisten Projekte und Methoden des Praxis- und Ergänzungsbandes richten sich nach dem Prinzip: »Praxis vor Theorie«. Es hat sich in der Arbeit mit Schulklassen als sinnvoll erwiesen, zum Beispiel im Bereich der Reportage nicht mit der Theorie anzufangen.
Das heißt, der Beginn einer Einheit, die die Reportage praktisch in den Blick nimmt, besteht nicht darin zu definieren, was eine Reportage ist oder nicht ist. Es genügt, gemeinsam mit den Schüler:innen zu klären, was eine Reportage will, was sie bezweckt. Zusammen mit einer Handreichung, was bei der Recherche zu beachten ist, ist dies das einzige Rüstzeug, das die Schüler:innen an die Hand bekommen, wenn sie sich aufmachen, um ihre erste eigene Reportage zu recherchieren und zu schreiben.
Erst anschließend wird anhand der Ergebnisse mit der Klasse erarbeitet, was es beim Erstellen und beim Schreiben von Reportagen zu beachten gilt, was funktioniert oder nicht funktioniert, welche Regeln unverrückbar gelten und welche flexibel sind.
Die Vorteile eines solchen Vorgehens liegen auf der Hand:
- Wenn man Schüler:innen zunächst Profitexte vorlegt und sie dann auffordert, nach diesem Vorbild eigene Texte zu verfassen, sind sie oft eingeschüchtert. »Wie soll mir etwas Vergleichbares gelingen, wo ich doch kein Profi bin?«
- Um die Bandbreite der Form Reportage auch nur annähernd zu vermitteln, müsste man Dutzende Texte lesen, bevor man auch nur daran denken kann, mit der eigenen Arbeit zu beginnen.
- Sich fertige Texte zum Vorbild zu nehmen, verleitet dazu, diese Texte zu reproduzieren, ihren Aufbau, ihre Sprache, manchmal sogar ihre Inhalte zu imitieren. Dies geschieht ganz automatisch. Schließlich bestand die Aufgabe ja darin, selbst einen entsprechenden Text zu verfassen. Sich an Vorbildtexten zu orientieren, wird als vermeintliche Sicherheit in einer verunsichernden Situation angesehen. Dies führt zu einer messbaren Abnahme von mutigen und kreativen, von intuitiven Texten.
- Wer bereits eigene Erfahrungen mit einer Form gemacht hat und dabei im Prozess auf Fragen und Hindernisse gestoßen ist, ist wesentlich motivierter, wenn es darum geht, im Nachgang die Theorie dieser Form zu erarbeiten. Das habe ich auch so erlebt ist dann eine ebenso wahrscheinliche Reaktion wie Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Und plötzlich werden fertige Reportagen, die in den Unterricht eingebracht werden, als Produkte von Kolleg:innen Aha, so hat er:sie dieses Problem gelöst.
Die Publikation kann beim Friedrich Verlag auch als Buch bestellt werden:
(auch im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-7727-1164-0)
Das Literaturpädagogische Zentrum (LpZ)
des Literaturhauses Stuttgart hat sich seit 2013 als Knotenpunkt und Plattform für das literarische Schreiben und die sprachliche Bildung mit Schüler:innen und Lehrkräften etabliert. Gegründet mit dem Anliegen, die Schulstruktur mit Fokus auf das Fach Deutsch zu verändern, wollen wir die künstlerische Praxis des literarischen Schreibens im Unterricht fest verankern, wie es in musischen Fächern wie Musik und Kunst schon lange der Fall ist.
Zentraler Baustein hierfür ist die Lehrkräftefortbildung im Literarischen Schreiben. Zusätzlich bietet das LpZ Veranstaltungen zu Klassikern der Literaturgeschichte, Schreibwerkstätten für Schüler:innen, sowie Fachpublikationen unserer Dozent:innen.
Zur Website: www.lpz-stuttgart.de
Partnerschaft mit IQES zur Förderung des Schreibens an Schulen
»Wichtig ist uns, dass Schüler:innen Sprache und Literatur als Mittel der Selbstreflexion, der Meinungsäußerung und als Kunstform entdecken.«
Dieses Credo des Literaturpädagogischen Zentrums (LpZ) bildet die gemeinsame Leitidee für die Partnerschaft zwischen IQES und LpZ.
Durch die Kombination der pädagogisch-digitalen Expertise von IQES mit der literaturpädagogischen Kompetenz des LpZ können innovative Lehrmittel und Praxismaterialien (weiter-)entwickelt werden, mit denen die Schreibförderung systematisch in den Schulalltag integriert werden kann. Dabei steht besonders im Fokus, dass die Schüler:innen Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als Medium der Selbstreflexion und des persönlichen, künstlerischen Ausdrucks kennenlernen. Dies fördert nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern auch ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihr kritisches Denken.
IQES-Publikationen von Dozierenden des LpZ

Ulrike Wörner, Tilman Rau, Yves Noir
Erzählendes Schreiben im Unterricht. Werkstätten für Skizzen, Prosatexte, Fotografie
Praxisband(erscheint demnächst)

Ulrike Wörner, Tilman Rau, Yves Noir
Erzählendes Schreiben im Unterricht. Klassenroman: Handlungsstränge, Figurenentwicklung, Kapitelplanung
Ergänzungsband(erscheint Frühjahr 2026)
Fortbildung für Lehrkräfte: Literarisches Schreiben und sprachliche Bildung im Unterricht
Das Fortbildungsprogramm des Literaturpädagogischen Zentrums Stuttgart (LpZ) ergänzt die Lehrkräfteausbildung an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen um das eigene literarische Schreiben. Die Vorteile einer eigenen Schreibpraxis liegen auf der Hand: Wer selbst regelmäßig schreibt, entwickelt ein Gespür für Schreibprozesse und kann die eigenen Schüler:innen besser in ihren Prozessen unterstützen.

Das Fortbildungsprogramm wird in verschiedenen Werkstattschwerpunkten angeboten: erzählendes, lyrisches, szenisches, journalistisches Schreiben und Spoken Word. Die Teilnehmenden entscheiden sich für eine Werkstatt, die sie während der Fortbildung durchlaufen. Geleitet werden die Werkstätten von Dozent:innen, die in diesem Bereich selbst künstlerisch tätig sind. Eine Beteiligung der Deutschdidaktik sorgt dafür, dass alle Inhalte und Prozesse jeweils in den Kontext Schule und in die Lehrer:innenausbildung eingebunden sind.