Erfahrungen aus der Lernlandschaftenschule:

In der Lernlandschaftsschule Petermoos werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet, ihr Lernen selber in die Hand zu nehmen, es zu planen, aktiv anzugehen und teilweise auch selber zu bestimmen. In den Lernateliers wie auch in einigen Schulfächern arbeiten die Lernenden gezielt in leistungsdurchmischten Gruppen.

Anstoss zum Projekt

Der schwierige Umgang mit Heterogenität war einer der Hauptauslöser für das Projekt. Bis dahin war der Lösungsansatz die differenzierte Struktur mit zwei Stammklassen und zwei Fächern, welche in Leistungsklassen unterrichtet wurden. Immer mehr aber zeigte sich, dass die äussere Differenzierung allein die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen bzw. die unterschiedliche Lernbereitschaft nicht auszugleichen vermochte. Der Verzicht der Schule Petermoos sowohl auf die Sek C als auch eine Sonderklasse war schon immer ein Zeichen für ihre Integrationsbemühungen. Nun stiess sie jedocj an ihre Grenzen. Die riesigen Unterschiede in den Klassengrössen (Stammklasse und Niveau) verlangten ebenfalls nach flexibleren Gruppenzusammensetzungen. Der Ausweg sollte allerdings nicht ausschliesslich einen organisatorischen Hintergrund haben, sondern ein neues Modell musste in erster Linie pädagogischen Kriterien genügen. Die Erkenntnisse der Lernforschung über das selbstgesteuerte Lernen stiessen deshalb auf grosses Interesse. Die flexible Einteilung eines Schülerjahrgangs in gleich grosse heterogene Gruppen löste zudem das Problem mit den unterschiedlichen Klassengrössen und kam auch der Idee von Integration entgegen, die in der Schule verankert war.

Umsetzungserfahrungen

Das Projekt wurde unter Einbezug aller Beteiligten über einen langen Zeitraum geplant und entwickelt. Bestärkt wurde das Team während der Vorbereitungszeit durch viele Besuche in anderen Schulen, die sich offenbar auf dem gleichen Weg befanden sowie die Zusammenarbeit mit aussenstehenden Experten, welche das Kollegium in zahlreichen Weiterbildungsveranstaltungen im Lernprozess förderten und unterstützten.

In der Vergangenheit hatte sich immer wieder gezeigt, dass der Wille zur Individualisierung der Lernprozesse und zum selbstgesteuerten Lernen bei vielen Lehrpersonen vorhanden war, in der täglichen Arbeit aber doch immer wieder Gewohnheit und Routine obsiegten. Der Mangel an geeigneten Materialien für individualisierten Unterricht war ein weiterer Hemmschuh. Nur eine radikale Umstellung mit gemeinsam festgelegten Zielen konnte dies ändern und die gewünschte Nachhaltigkeit erreichen. Deshalb war es wichtig, alle Beteiligten ins Boot zu nehmen und sich dafür auch die nötige Zeit zu lassen.

Obwohl die baulichen Veränderungen allein noch keine inhaltliche Schulreform ausmachen, war es für die Schule wichtig, ein äusseres Zeichen für ihren Umgestaltungswillen zu zeigen. «Der Ort determiniert das Verhalten. Wenn Leinwand und Wandtafel zeigen, was «vorne» ist, werden sich die Lernenden entsprechend verhalten. Denn «vorne» ist in einem solchen Fall der Aktivitätsschwerpunkt. Und «hinten» harrt man der Dinge, die da kommen sollen. Die Lernumgebung prägt demnach auch die Einstellung der Lernenden.

Erfahrungen mit Lernlandschaften: Petermoos Oktober 2013

Ich schätze es, dass ich im Lernatelier arbeiten kann, ohne immer von einem Lehrer gestört zu werden.
2.Sek-Schüler
Ich habe mehr Zeit, um meine Aufträge zu erledigen und kann dadurch meine Hausaufgaben besser einteilen.
2.Sek-Schüler
Ich habe mehr Stress als früher, es gibt mehr Administrationsaufwand, mehr Organisation und mehr Büroarbeit. Ich muss mehr Vertrauen haben in die Schüler/innen als früher. Es ist transparenter, was alles gemacht aber auch was alles nicht gemacht wird.
2.Sek-Schüler
Ich finde die Lernlandschaften grundsätzliche eine gute Sache. Die Kinder lernen das selbständige Arbeiten und sie lernen, sich gut zu organisieren. Beides Dinge, die man im Leben immer wieder brauchen kann. Das Lernatelier ist sicher nicht für alle die beste Lösung. Einige haben auch Probleme damit. Da bietet die Schule aber Hilfe an, und das finde ich gut. Wahrscheinlich gibt es kein Schulsystem das allen Kindern gerecht wird.
2.Sek-SchülerVertreterin Elternteam
Das neue Schulmodell bietet den Schüler/innen viele Freiheiten, da sie selbst entscheiden können, wann sie an welchem Auftrag arbeiten möchten. Es fordert aber auch ein hohes Mass an Eigenverantwortung, Planung und Disziplin. Den Schüler/innen, die in diesen Bereichen Unterstützung brauchen, greife ich unter die Arme. So lernen sie langsam immer selbstständiger, ihre Aufgaben termingerecht und Qualitativ ansprechend zu erledigen.
2.Sek-Schüler
Ich habe wegen den durchmischten Klassen ein anderes Klientel als früher. Ich stelle höhere Ansprüche als früher. Der Umgang damit bereitet mir teilweise Mühe.
Klassenlehrer
Mir gefällt die Abwechslung zwischen Inputstunden und der selbständigen Arbeit im Lernatelier.
1.Sek-Schüler
Durch die Durchmischung der A- und B-Schüler/innen in den Ateliers und der Klasse findet viel weniger Stigmatisierung aufgrund der Niveauzugehörigkeit statt. Dies reduziert in meinen Augen unter anderem die disziplinarischen Schwierigkeiten.
Klassenlehrerin